Zuhören gelingt, wenn echtes Interesse an der Person da ist, der ich zuhöre. Was interessiert mich, was ist relevant für den Fortschritt in der Zusammenarbeit, wie wird die Zusammenarbeit aktuell wahrgenommen? Wo spüre ich Potentiale und was muss in der Zusammenarbeit passieren, damit diese Potentiale genutzt werden? Diese Fragen stelle ich mir vor jedem Auftragsklärungsgespräch, dann in den Gesprächen beim Kunden und dann auch direkt in den Workshops. In den letzten Monaten hatte ich dazu sehr viele Gelegenheiten und durfte zuhören und Fragen stellen.
Und dann? Zuhören erfordert die Bereitschaft, Ideen und Annahmen fallen zu lassen. Sich auf Neues einzulassen. Komplett neu zu denken – beim Kunden und bei mir. So ist es in den letzten Wochen passiert, dass viele Prozessbegleitungen anders verlaufen sind, anders gestartet sind. Dass wir gemeinsam die Auftaktveranstaltungen oder den Gesamtprozess anders aufgesetzt haben. Das bedeutete oftmals „Ablage P“, also dass vieles in den Papierkorb wanderte als es eigentlich schon fertig war. Das ist anstrengend und kostet Zeit. Und ist lohnenswert zugleich. Denn nichts ist anstrengender als mit einem unstimmigen Gefühl „vorbei“ zu moderieren. So stand bei vielen Veranstaltungen das gegenseitige Zuhören, verstehen und sich verstanden fühlen im Fokus. Ja. Zuhören kostet Zeit. Doch mit Zuhören wird alles besser.
So ist es auch mit meinem Buch-Projekt. An sich war es schon einmal fertig gedacht und in Rohform stichwortartig geschrieben. Bis ich mir noch einmal tief selbst zuhörte bzw. eine innere Stimme so laut rief: HÖR MIR ZU und ich alles nochmal neu gedacht habe. Nun landen über 30.000 Wörter im Papierkorb und machen Platz für Besseres – nämlich Antworten auf die Frage: Wie gelingt inneres Zuhören und ein guter innerer Dialog für eine positive, konstruktive Selbstführung und gute, selbstbewusste Kommunikation? In diesem Sinne liebe ich den Papierkorb, schreibe fröhlich weiter, Schritt für Schritt und genieße den Prozess.