„Positive Selbstführung: gelassen, souverän und gesund in dynamischen Zeiten bleiben“ ist das Thema eines Workshops im Dezember. Zehn weibliche Führungskräfte aus meinem geliebten Ostwestfalen sind dabei. Eine der drei Einstiegsfragen an diesem Tag ist: „Was macht eine Person, die sich gut führt und was macht sie nicht?“
Intention bei dieser Frage ist direkt, die Teilnehmerinnen mit sich und ihrem Potential in Verbindung zu bringen – statt direkt mit einer Definition „Selbstführung ist ..“ zu starten. Schon in der anschließenden Diskussion wird deutlich, dass es nicht die Antwort gibt, sondern sehr individuell ist.
Wir diskutieren unsere Beobachtungen, dass sich gute Selbstführung auch darin zeigt, wie wir in Beziehungen agieren. Ist eine Person offen, zugewandt und flexibel, um mit den vielen unterschiedlichen Rahmenbedingungen umzugehen? Ist gute Selbstführung, wenn ich gesund bin?
Wie zeigt sich erfolgreiche Selbstführung? Gibt es das Merkmal?
Ich mag den Spirit der Teilnehmerinnen dieses Netzwerkes: voll dabei, neugierig und fordernd – sich selbst und mir gegenüber.
Im Workshop beantworte ich die Frage mit ein zwei einfachen Modellen und vielen Impulsen. Doch unsere Diskussion und die Frage „Woran merke ich, dass ich mich selbst gut führe?“ beschäftigen mich weiter und ich sammle meine Antworten aus dem bestehenden Fundus:
- Ich habe eine innere Haltung der Selbstführung. Das bedeutet, ich bin mir bewusst, dass ich für mich selbst verantwortlich bin und nutze selbst- und mitverantwortlich meine Einflussmöglichkeiten sowohl körperlich, emotional, mental und in meinen Beziehungen.
- Ich bin mir des eigenen Energiehaushaltes bewusst und achte auf ihn. Ich weiß um die eigenen Bedürfnisse und auch Grenzen – körperlich, emotional, mental und sozial.
- In Beziehungen agiere ich möglichst erwachsen und mitverantwortlich– statt (zu) lange im Opfer- und Jammertal oder auch im Drama-Dreieck zu sein.
Soweit die theoretischen Antworten. Ganz praktisch merke ich eine gute Selbstführung an mir, wenn ich ich selbst bin. Auch schon in diversen Blogposts und auch in meinen Büchern beschrieben. Bedeutet nicht, dass ich das jeden Moment spüre. Zwischen ein Thema zu denken und es zu leben, ist es ein Weg, den ich täglich gerne gehe.
Doch zurück zur Kernfrage: Was sind Merkmale, oder was ist das Merkmal guter Selbstführung? Woran merke ich es persönlich als auch in Beziehungen? Als Zwischenstand stelle ich folgende These und „Eisspitzen-Merkmale“ guter Selbstführung auf:
- Ich bin präsent im Hier und Jetzt – schaffe es also immer wieder mich mit all den Gedanken, Emotionen und dem eigenen Körper in den gegenwärtigen Moment zu führen.
- Ich höre meinem gegenüber zu – für mich ist das aufmerksame und zugewandte Zuhören ein Ausdruck von Präsenz, einem guten Energiehaushalt als auch einer grundsätzlichen Offenheit anderen Menschen gegenüber.
- Und alles in Allem: Ich schaffe es, mich immer wieder in den sogenannten inneren COACH-State (centered, open, aware, connected und holding – ein Konzept von Stephen Gilligan und Robert Dilts) zu führen. Das bedeutet, dass ich wahrnehme, wenn ich das nicht und im CRASH (contracted, reactive, analyse paralyse, separated und hurting) bin und dann weiß und es schaffe, mich zurück zu führen.
Der COACH State verbindet somit alle Elemente der Selbstführung als auch die Beziehungen. Denn im COACH-State bin ich sowohl verbunden bei mir als auch offen für andere und stabil für Herausforderungen.
Das sind meine Antworten. Was sind deine? Woran merkst du für dich, dass du dich gut führst?
PS: Den COACH State beschreibe ich etwas ausführlicher hier (am Ende des Artikels) und sehr ausführlich in meinem Buch Führung mit Haltung.